KI ist da: was jetzt? Kreative zwischen Widerstand und Weiterentwicklung

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In dieser Reihe gucke ich mir Künstliche Intelligenz genauer an. Ich werde KI weder glorifizieren noch verdammen. Stattdessen betrachte ich, was sie kann, was sie verändert und welche Fragen sich daraus ergeben. Dabei ist es mir wichtig, Angst zu nehmen und Orientierung zu schaffen. Auch für mich selbst.

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KI ist das Topthema. Im Marketing, Memes, in jedem „Was habe ich gelernt“-Texten auf LinkedIn, in Animes, in unseren zukünftigen Herrschern, in modernen Therapiestunden, Klagen von Disney und Ghibli und bei jedem Gespräch bei der Tasse Kaffee. (Sorry für den Ohrwurm)

KI ist da und sie geht nicht mehr weg. Und ja, entweder loben wir sie oder hassen sie. Warum und weshalb, sieht jeder anders.

Wir werden ersetzt!

Nicht von KI, aber von allen, die KI nutzen. Sie sind schneller, effizienter und offensichtlich anpassbar.
Doch gerade bei Kreativen gibt es eine gewisse moralische Reibung. Zum einen wollen wir professionell bleiben, weiterhin am Markt teilhaben und nicht zurückfallen. Zum anderen unterstützen wir ein System, das unsere Arbeit entgegen unser Einverständnis als Training nutzte, um uns zu kopieren.

Somit werden wir gleichzeitig Opfer und Nutzer. Das gibt uns schnell das Gefühl, ein System zu unterstützen, das uns langfristig schaden könnte. Was kann man tun? Wie gehen wir mit dieser Dissonanz um? Dem inneren Widerspruch?

Von Feind zum Freund

Wir sind nicht hilflos. KI blind zu nutzen ist natürlich für viele keine Option, aber wir können Strategien nutzen, ohne uns selbst zu verraten und gleichzeitig nicht zurückzufallen.

Strategie 1: Grenzen setzen
Wo setzen wir eine rote Linie? 
Nutzen wir KI nur als Inspiration, Ideenstütze und Skizze anstatt für finale Outputs?
Verwenden wir nur Tools, die transparent arbeiten und reguliert vorgehen? (siehe unten)
Oder nutzen wir KI gar nicht, solange rechtliche und moralische Fragen geklärt und aufgearbeitet sind?

Diese Entscheidung obliegt natürlich jedem Einzelnen. Wo du deine Grenze setzt, ist dir überlassen. Solltest du dich für die bewusste Auswahl der Tools entscheiden, beleuchte ich diese hier kurz:

Strategie 2: Tools bewusst wählen
Zunächst einmal: keins ist perfekt! Da gilt es abzuwägen, was einem in der Entscheidung wichtig ist und was nicht. Optimal ist ein KI-Tool, das transparent mit den Trainingsdaten umgeht, Urheberrechte nicht verletzt und auch bei ethischen Fragen reflektiert. 

Am Nächsten kommt dem Adobe. Laut Adobe selbst werden „ die Modelle [...] anhand eines Datensatzes mit lizenziertem Content trainiert, etwa von Adobe Stock. Hinzu kommen gemeinfreie Inhalte, die nicht mehr urheberrechtlich geschützt sind.“  Adobe verspricht, die Funktionen regelmäßig zu testen, um keine Stereotypen zu fördern und keine Moral zu verletzen.

 

Ähnlich geht auch Bria AI vor. Dort werden nur lizenzierte Trainingsdaten verwendet und auf Webscraping* verzichtet. 

Runway ML achtet gezielt darauf, dass die Trainingsdaten vielseitig bleiben, um Fairness in der Darstellung von Hautfarbe, Geschlecht und Alter zu ermöglichen. Dabei legt Runway transparent offen, wie deren Weiterentwicklung und Forschung vorangeht. Woher die Trainingsdaten stammen, ist nicht ganz klar, aber das Tool ist bemüht. 

 

Schwierig wird es bei Modellen wie Midjourney, DALL·E und Stable Diffusion. Es ist bekannt, dass das Training ohne Zustimmung der Urheber:innen erfolgte und über Webscraping* stattfand. Ethisch und moralisch fragwürdig. Aktuell laufen immer noch Klagen seitens betroffener Unternehmen (die auch die Mittel zur Klage haben).

Mittel haben wir allerdings auch.

Strategie 3: Beteiligung fordern

Es gibt unterstützenswerte Initiativen wie „Have I Been Trained?“ oder „Glaze“.
Diese können die Transparenz, die zu oft fehlt, sowohl erzwingen als auch dabei helfen, dein Werk vor Webscraping* zu schützen.

In Deutschland setzen sich Gesellschaften wie die VG Bild-Kunst, die Illustratoren Organisation, ver.di und AGD für mehr und bessere Regulierung seitens der EU ein. Einige Dinge wurden schon durchgesetzt.
Quelle: https://urheber.info/

Fazit

Wir sehen, dass auch wir Handlungsspielraum haben. Wir sind dem nicht ausgeliefert und haben die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen und auch Einfluss auszuüben.

* Webcraping ist der Prozess, mithilfe spezieller Tools Daten von Webseiten zu erheben. Das wird auf verschiedene Weise genutzt und ausgewertet. Beispielsweise in der Marktforschung, Preisvergleiche und Erstellung von Datenbanken. Bei KI wurden und werden diese Daten zur Urheberrechtsverletzung genutzt.

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